1946: Und sie ist doch rund

Eine (theoretische) flache Erde. Foto: Vicki Nunn / Pixabay

Am 24.Oktober 1946 donnerte eine 14 Meter hohe schwarz-weiß angestrichene Rakete in den Himmel über New Mexico. An Bord war eine 35-Millimeter-Filmkamera, die alle anderthalb Sekunden ein Bild belichtete. Die ersten Fotos aus dem Weltall entstanden. Sie zeigten das Bild, was wir heute kennen, eine augenscheinlich runde Erde.

Fotos wie diese hindern aber nicht Millionen von Menschen, etwas anderes zu glauben. Die sogenannten "Flat Earther" behaupten, die Erde sei eine Scheibe und alles andere seien Fälschungen, verdrehte Tatsachen oder schlicht Fake News. Das klingt nach Satire, aber die Anhänger meinen es ernst.

Theorie oder Gedankenspiel?

Seit der Antike ist eine runde Erde die herrschende Gelehrtenmeinung. Seit 300 vor Christus zweifelte unter den Gebildeten niemand daran (selbst die Geschichte, dass die Christen im Mittelalter an eine Erdscheibe geglaubt haben, ist eine Legende). Die "Flat Earther" aber berufen sich auf eine Theorie des britischen Autoren Samuel Rowbotham. Der hatte im 19. Jahrhundert die Behauptung aufgestellt, dass die Erde keine Kugel sei. Nach Rowbotham bilde der Nordpol das Zentrum der Welt, die Antarktis die Ränder. Sie verhindere mit riesigen Eiswänden, dass Schiffe und Menschen am Ende des Horizonts von der Erde fallen.

Ziemlich viele gucken sich das an

Verrückt? Mitnichten. Eine "Flat Earth and Globe Discussion Group" hat auf Facebook mittlerweile fast 40.000 Mitglieder. In US-Großstädten wie Denver, Boston, Houston, Phoenix oder Chicago sollen sich "Flat Earther"-Gruppen gebildet haben, die sich regelmäßig treffen und Geld für teure Werbetafeln sammeln. Auch auf YouTube existieren unzähligen Videos, die die Scheibentheorie erklären. Der YouTube-Kanal "Globebuster" umfasst 135 Videos, fast zwei Millionen Mal wurden die Streifen bereits angeschaut. "Flat Earther" Mark Sargent kann auf seinem Kanal mit 7,7 Millionen Klicks und 40.000 Abonnenten aufweisen.

Wer ist verantwortlich?

Natürlich die Behörden, die NASA, hochintelligente Reptilien (kein Witz), die Kirche oder was einen sonst so einfällt. Es ist schwer, sich nicht darüber lustig zu machen. Man darf getrost annehmen, dass die allermeisten der User einfach nur auf der Suche nach Blödsinn sind, und die Macher in der Regel gutes Geld damit verdienen wollen. Aber wie immer bei Fake News und Verschwörungstheorien, ein kleiner Teil ist tatsächlich überzeugt davon. Die "Wissenden" sind den "Nichtwissenden" überlegen. Für viele reicht dieses Gefühl schon, um alles Mögliche zu glauben. Diese kleine Minderheit ist in den sozialen Netzen überproportional vertreten. Und schafft es damit auch in die seriösen Medien.

Beweise nützen nichts

Die damaligen Fotos sind leider verschollen. Das erste noch existierende Foto stammt aus dem Folgejahr. Aus einer Höhe von 101 Meilen aufgenommen ist am oberen Rand des grobkörnigen Schwarzweiß-Fotos der gekrümmte Horizont zu erkennen, dahinter der schwarze Weltraum. Inzwischen gibt es haufenweise Fotos aus dem Weltraum. Aber als Beweise reicht das einigen augenscheinlich nicht.

Quellen